Neururer redet Tacheles zu Baumgart-Aus beim HSV: “Ziel aus den Augen verloren”
Veröffentlicht am 25. November 2024
Bild: Peter Neururer bedauert die Entlassung von Steffen Baumgart. (© Wettfreunde)
Peter Neururers Kolumne zu Bundesliga und Baumgart-Entlassung
Während in der Bundesliga die Bayern weiter vorne weg marschieren, haben die potenziellen Verfolger so ihre Probleme.
Peter analysiert, warum die Bayern bislang keine Konkurrenz vorfinden, und ob er schon vorzeitig zur Meisterschaft gratulieren möchte.
Der 69-Jährige blickt zudem auch auf die Entlassung von Steffen Baumgart beim HSV, ob er sie für notwendig hält, und was das Ergebnis für Schalke 04 bedeuten könnte.
Peter Neururer über Bayerns Meisterparty: “Ein wenig verfrüht”
Liebe Wettfreunde,
der FC Bayern dominiert die Liga. Eigenartigerweise? Nein, mit Sicherheit nicht. Und das hat mit mehrere Dinge zu tun. A: Die eigene Stärke, der FC Bayern München spielt defensiv sehr, sehr stabil, einige Spiele schon in Folge ohne ein Gegentor, alle Spiele gewonnen.
Offensiv überragend, mit Wechselmöglichkeiten. Nehmen wir zum Beispiel, wenn ich Coman oder Olise auswechsle, die beiden Außenstürmer, und kann dafür Sane und Gnabry bringen. Dann habe ich eine Qualität, die ist einfach unglaublich.
Wenn ich darüber hinaus noch einen Torjäger wie Kane habe, der nicht nur Elfmeter schießen kann, sondern die unmöglichen Dinge auch noch rein macht. Wenn dazu auch noch Alternativen da sind.
Wenn ich sehe, dass die gesamte Defensive absolut steht, wenn ich sehe, dass Leon Goretzka von der Tribüne jetzt in die Stammelf kommt, verletzungsbedingt natürlich, aber es passt einfach alles. Bayern München ist die klare Nummer eins.
Aber was hat sich großartig geändert? Punktemäßig eigentlich nichts anderes als im letzten Jahr. Aber neben der qualitativen Verbesserung von Bayern München – fast mit den gleichen Spielern wohlgemerkt, nur mit einem anderen Trainer – haben andere Mannschaften kräftig nachgelassen.
Leipzig hat ein großes Problem in der Champions League, hat dieses Problem immer noch, aber was ist auf einmal in der Meisterschaft los? Die verlieren auch den Verfolger-Platz, die verlieren Spiele.
Ob unglücklich oder nicht, sei mal dahingestellt. Aber Leipzig ist weit weg von den eigenen Ansprüchen und sie müssen ganz schnell die Kurve bekommen, ansonsten wird es gefährlich.
Borussia Dortmund zuhause ungeschlagen, nächstes Wochenende empfangen sie die Bayern. Aber auswärts sind sie grauenvoll, würden auf einem Abstiegsplatz stehen. Also auch keine richtige Konkurrenz. Der einzige Faktor, der im Augenblick eine gewisse Konstanz zeigt, ist Eintracht Frankfurt.
Eintracht Frankfurt gewinnt, gewinnt, gewinnt, spielt darüber hinaus auch noch einen wirklich ansehnlichen Fußball. Tabellenzweiter, das ist großartig von der Eintracht. Aber Bayern – Uli hat es ja schon gesagt, lässt man jetzt bereits zur Meisterschaft gratulieren – ein klein wenig verfrüht, finde ich, aber die Tendenz ist schon gewaltig.
Genauso wie die Tendenzen im unteren Bereich sind. Der VfL Bochum Tabellenletzter, ja leider schon seit längerer Zeit. Und dann kommen die Aufsteiger Holstein Kiel und auch St. Pauli, die am nächsten Wochenende zwar gegeneinander spielen, also irgendeiner muss Punkte lassen.
Aber diese letzten Drei, sie grenzen sich schon ein klein wenig ab, sie etablieren sich im negativ Bereich. Der VfL Bochum, mit einem Punktgewinn gegen Leverkusen, erste Spiel von Dieter Hecking – ein großartiger Trainer, zweifelsohne – wacht ein klein wenig auf.
Dann kommt die ordentliche Leistung in Stuttgart, aber die Niederlage in Stuttgart. Man ist unten mehr oder weniger festgefahren. Jetzt gilt es, in Augsburg Punkte zu sammeln, denn jetzt wird es langsam Zeit. Das beziehe ich auf die drei Mannschaft, die unten stehen, die zweifelsfrei noch Möglichkeiten haben, die Liga zu halten.
Der VfL Bochum natürlich im Augenblick die schlechtesten, aber eine große Hoffnung ist da, die heißt Dieter Hecking. Darüber hinaus ist die Konstellation aber klar, da unten kommen vielleicht ein oder vielleicht maximal zwei Mannschaften mit dazu, aber die machen sich die Sache untereinander aus.
Die Bundesliga im oberen Bereich nicht ganz so spannend, im unteren schon. Alles andere kämpft ja, wie es immer schon war, um die internationalen Plätze.
Neururer über Schalke: “Hoffentlich ein Fingerzeig”
Ja, liebe Wettfreunde, der HSV spielte am Wochenende gegen den FC Schalke 04. Ein großartiger Klang bei diesem Spiel. Unglaubliche Traditionen, die da aufeinander prallen. Ein Ergebnis – 2:2, der HSV gibt den Sieg aus den Händen nach 2:0 Führung – das gleichbdeutend war mit dem Aus von Steffen Baumgart.
Der temperamentvolle, erfolgreiche – eigentlich erfolgreiche – Trainer Steffen Baumgart, muss den HSV verlassen. Wie einige seiner Kollegen im Vorfeld, die beim HSV unterwegs waren in den letzten sieben Jahren, das auch machen mussten. Das Ziel aus den Augen verloren, obwohl die drei Punkte Abstand noch nicht so viel zu bedeuten haben.
Man ist im Augenblick Siebter und von daher sind da sechs Mannschaften dazwischen, die allesamt die gleichen Ziele haben. Es wird also eng und es muss irgendwo – zweifelsfrei nach vier Spielen hintereinander, die man in der 2. Bundesliga nicht gewonnen hat – eine Änderung her.
Und leider, sage ich, trifft es dann immer wieder den Trainer. Steffen ist also Geschichte für den HSV. Ich gönne den Hamburgern natürlich alles Gute, Steffen aber in erster Linie.
Und wünsche mir, dass der FC Schalke 04, der ja dafür gesorgt hat, dass Steffen gehen musste, jetzt auf dem richtigen Weg ist, alle Dinge positiv umzubewerten. Man ist jetzt drei Spiele in Folge ungeschlagen, steht immer noch unten in Tuchfühlung mit den Plätzen, die man ja niemals ablegen darf.
Hoffentlich ein Fingerzeig, am Wochenende geht es gegen Kaiserslautern, das Spiel zu gewinnen. Das heißt, dass man dann auf jeden Fall Richtung Weihnachten positiv denken kann.
Ich wünsche allen alles Gute. Bleibt sportlich!
Euer Peter Neururer.
