Neururer redet Tacheles zu Bayern München: „Verhalten ist nicht Champions League-like“
Aktualisiert am 3. Februar 2025
Bild: Peter Neururer warnt den FC Bayern eindringlich. (© Wettfreunde)
Peter Neururers Kolumne zu BVB, Bayern & VAR-Revolution
Mike Tullberg verabschiedet sich aus seinem Interimsamt mit einem Sieg und einem emotionalen Ausbruch, der auch Peter Neururer zum diskutieren anregt.
Peter, selbst den Emotionen nicht abgeneigt, hält die Reaktion für etwas übertrieben und wenig hilfreich in der aktuellen Situation Borussia Dortmunds.
Darüber hinaus blickt der 69-Jährige mit einem Augenzwinkern auf die großen Revolution des VAR, sowie auf die beinahe Blamage der Bayern, bei denen sich dringend etwas ändern muss.
Peter Neururer über Mike Tullberg: „Das war ein bisschen zu viel“
Liebe Wettfreunde,
Borussia Dortmund gewinnt in Heidenheim eines der wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte. Das Gefühl hatte man zumindest, als man das positive Verhalten, das explosive Verhalten des Interimstrainers von Borussia Dortmund, Mike Tullberg, gesehen hat. Ich habe geglaubt, der muss die Champions League oder ähnliches gewonnen haben.
Natürlich, wir erwarten immer emotionale Typen. Gerade die Situation bei Borussia Dortmund ruft förmlich nach den Typen, die nach außen Emotionen verbreiten. Aber es geht irgendwie auch um Glaubwürdigkeit. Und wenn, wofür ich menschliches Verständnis habe, Trainer explodieren, nachdem ich gegen Bremen unter kuriosen Umständen ein Unentschieden spiele. Wenn ich dann im europäischen Wettbewerb in der Champions League ein Heimspiel gegen Donetsk gewinne und wenn ich dann ein unglaubliches Spiel gegen Heidenheim gewinne, ist es schön und emotional, keine Frage.
Aber steht das auch im Verhältnis? Das war ein bisschen zu viel. Zu viel in Bezug auf die Außendarstellung eines Trainers, eines Vereins oder einer Mannschaft, die Champions League spielt. Was ist denn im Umkehrschluss, wenn die Spiele in die Hose gegangen wären? Suizidgefährdet ist fast noch untertrieben. Also da sollte man nicht böse sein, da sollte man auch nicht überkritisch sein. Aber da sollte man von irgendwo Verhältnismäßigkeiten heranziehen.
Der Junge hat seinen Job gemacht, Dortmunder sind wieder in der Spur. Der Nachfolger möchte natürlich erfolgreich arbeiten und wird, davon bin ich überzeugt, auch erfolgreich arbeiten. Aber auf emotionaler Ebene wird sich ein klein wenig was ändern. Emotionen müssen her, richtig! Aber sie müssen in Relation stehen. Alles Gute dabei, wünsche ich den Dortmundern.
Den Bayern, die ja auf der Tabellenspitze thronen, wünsche ich etwas ganz anderes. Wirklich was ganz anderes. Und zwar Kritik, die jetzt nach dem 4:3-Sieg gegen Kiel aufgekommen ist, ein klein wenig zu differenzieren. Denn, wenn ich überlege, was beim Spiel gegen Feyenoord passiert ist, Bayern München über 90 Minuten die dominierende Mannschaft, aber eine klare Niederlage mit drei Torschüsse gegen sich und drei Treffer gegen sich – das ist bedenklich.
Gegen Kiel führe ich 4:0, das Spiel kippt noch fast in der Nachspielzeit. 4:3 ist ein Ergebnis, was man eigentlich so nicht erdulden darf, denn da sind Tore fallen. Aber das war ja nicht das Alarmsignal. Das Alarmsignal hätte vorher kommen müssen, denn die Kieler sind sehr engagiert angetreten, hätte in den ersten 20 Minuten durchaus das eine oder andere Tor erzielen können.
Und da sollten die Bayern eigentlich noch konzentriert sein. In der Bundesliga können sie dieses Abwehrverhalten, weil die einzelnen Spieler wirklich teilweise internationale Klasse, vielleicht sogar Weltklasse haben, kompensieren. In der Champions League allerdings, wenn sie weiterkommen und sie wollen ja weiterkommen in der Qualifikation zum Achtelfinale, dann muss ich ganz, ganz schnell das Defensivdenken ändern.
Denn das Defensivverhalten der Bayern ist nicht Champions League-like. Das kann mit der unglaublichen Offensive in der Bundesliga kompensiert werden, bis zu einem gewissen Punkt. Aber international reicht es nicht. Also da bitte Qualitäten abrufen, sich konzentrieren auf das Wesentliche. Zuerst muss die Null stehen, hat Huub Stevens mal gesagt und international ist das auch richtig. Und dann kann man mit der Offensive, vielleicht basierend auf Defensivdenken, auch mal große Titel gewinnen.
Viel Glück dabei den Bayern!
Neururer zum VAR: „Unglaubliche Revolution“
Als heiterer Abschluss dieses Wochenendes haben wir mal wieder eine Neuigkeit von unserem lieben Kollegen VAR. Leverkusen war der Tatort.
Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fußballs hat ein Schiedsrichter nach einiger Zeit der Überprüfung des VARs dem Publikum dann mündlich, akustisch wahrnehmbar, mitgeteilt, warum der Elfmeter nicht gegeben wurde. Sensationell. Ein auswendig gelernten Spruch, vom Schiedsrichter ganz toll vorgetragen.
Jeder Zuschauer wusste endlich Bescheid, also eine Revolution. Sensationell! Man hat nur vergessen, das was der Schiri vorgetragen hat, konnte man auch an der Anzeigetafel lesen. Eine unglaubliche Revolution. Eine unglaubliche Veränderung. Hut ab VAR. Mach weiter so! Herzlichen Glückwunsch.
Euer Peter Neururer!
Das könnte Dich auch interessieren:
Philipp Stottan
Für Philipp gibt es seit jeher nur ein Thema: Sport. Daher war der Weg zur journalistischen Arbeit bei u.a. Spox und Laola1 bereits früh geebnet. Speziell im Fußball kann er aufgrund seiner Leidenschaft für Statistiken und Hintergrund-Recherchen eine ideale Sportwetten-Expertise bieten. Doch auch in anderen Sportarten ist auf sein Wett-Knowhow Verlass.