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Neururer redet Tacheles: “Bayern muss sich wahnsinnig strecken, um Titel zu verteidigen”

Veröffentlicht am 13. Dezember 2023

Philipp Stottan

Von Philipp Stottan

Sportwetten-Experte

Peter NeururerBild: Peter Neururer war von Stuttgart gegen Leverkusen regelrecht begeistert. (© Wettfreunde)

 

Peter Neururers Kolumne zu Bayerns Debakel & Unions erstem Sieg

 

Am 14. Spieltag der Bundesliga gab es gleich zwei Topspiele zu bestaunen, die beide zu begeistern wussten. Mal mit Klasse, mal einfach mit Spannung.

Den Aufreger der Woche gab es aber ganz klar in Frankfurt, wo die Eintracht dem FC Bayern regelrecht eine Trachtprügel verpasst hat.

DDer Fokus bei “Neururer redet Tacheles” liegt natürlich auf der Sensation, doch auch weitere besprechenswerte Themen nimmt sich der der 68-Jährige zur Brust.

 


 

Neururer über FC Bayern: “Schwächen gnadenlos aufgedeckt”

 

Liebe Wettfreunde!

was war das für ein Wochenende? Mit dem absoluten Knaller, ergebnistechnisch natürlich, Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München. 5:1, schier unglaublich. Vor allen Dingen diese ganze Dramaturgie innerhalb dieses Spieles.

Die Bayern haben zu keiner Phase ins Spiel gefunden, dann mit einem kleinen Aufflackern, vielleicht dann doch noch Hoffnung aufbringen zu können beim 1:3. Aber das war dann sofort wieder erledigt, mit dem vierten Treffer der Eintracht, die ein Spiel gemacht haben, wie in den letzten Jahren noch nicht ein einziges Mal. Doch, es waren vor fünf Jahren oder vier Jahren schonmal die Bayern zu Gast, verloren auch 5:1, damals unter Nico Kovac. Das war der letzte Arbeitstag vom Nico Kovac.

Aber die Situation stellt sich jetzt ein wenig anders dar. Man redet immer über die Schwächen der Bayern, durchaus verständlich. Allerdings vergisst man die großartige Leistung der Eintracht. Die hat gespielt wie aus einem Guss. Genau so gespielt, wie man sich das eigentlich von Bayern vorgestellt hat. Aggressives Anlaufen des Gegners, losgelöst von allen taktischen Dingen, ob Dreierkette, Viererkette, Fünferkette oder Expected Goals oder ähnlichem, von dem Thomas Tuchel gesprochen hat.

Spielt überhaupt keine Rolle. Sie haben pragmatischen, überragenden Fußball gespielt, und die Bayern haben zu keiner Phase des Spiels die Möglichkeit gehabt, dem irgendwas entgegenzuhalten. Woran liegt’s? Das ist die große Frage. Vielleicht ist die Mannschaft überlappt mit irgendwelchen theoretischen und taktischen Dingen von Thomas Tuchel.

Das vermögen wir natürlich nicht so zu beurteilen, aber wenn der Trainer nach solch einer Niederlage davon spricht, Expected Goals sah noch relativ gut aus. Die Laufwege, ja gut, okay, wir mussten kurzfristig umstellen. Wir wussten nicht, dass die Frankfurter, so haben wir uns vorbereitet, eigentlich auf eine Fünferkette orientiert, das System plötzlich umstellen.

Wenn ein Trainer so was erzählt nach dem Spiel, naja gut, der mitdenkende Fußballfan so wie wir, fühlt sich ein klein wenig verwirrt. Die Mannschaft aber auch, denn das war nicht die einzige Schwäche, die Bayern München in dieser Saison gezeigt hat. Losgelöst davon, dass sie immer wieder die Spiele gewonnen haben, die erste Niederlage, zweifelsfrei. Aber es hat sich in einigen Spielen natürlich schon angedeutet, dass die Defensivschwächen eklatant sind, und die liegen natürlich an einer klaren Absprache an, einer klaren Einstellung. Die war nicht vorhanden, und Eintracht Frankfurt hat sie diesmal gnadenlos aufgedeckt.

 


 

Leverkusen – Stuttgart: “Kein Bundesliga-Spiel dieser Qualität gesehen”

 

Stuttgart gegen Leverkusen, für mich persönlich das Highlight am Sonntag. Ich muss sagen, in den letzten zehn Jahren bestimmt, habe ich kein Fußballspiel dieser Qualität in der 1. Bundesliga bei uns gesehen. Einfach sensationell, wie zwei Mannschaften offensiv ausgerichtet, auf technisch höchstem Niveau, mit hohem Tempo gegeneinander und miteinander gespielt haben. Es war sensationell, ein Highlight jagte das andere.

Ich habe nicht damit gerechnet, und im Vorfeld auch darüber gesprochen, dass es so knapp ausgeht, sprich so wenig Tore. Unentschieden konnte man ja mehr oder weniger damit rechnen, keine Frage, noch mehr Tore wären möglich gewesen. Und jetzt reden wir nicht von Defensivschwächen, sondern reden davon, dass zwei Offensivreihen einfach überragend gespielt haben und jede Abwehr dieser Welt möglicherweise Schwierigkeiten bekommen hätte.

Zwei großartige Torhüter in diesem Spiel haben einiges verhindert, so dass das Spiel nur 1:1 ausgegangen ist. Die Leverkusener bleiben weiterhin ungeschlagen, und ich sage ganz einfach mal ganz provokativ, wenn sie über den Afrika-Cup rüberkommen, ohne großen Schaden, dann wird Bayern München sich wahnsinnig strecken müssen, um den Titel verteidigen zu können. Wenn und Aber gibt es im Fußball allerdings nicht.

Ich bin gespannt darauf, wie die Leverkusener dieses Afrika-Cup Problem lösen werden. Borussia Dortmund liegt nach diesem 14. Spieltag vier Punkte weg vom vierten Platz, der sicher das Teilnehmen an der Champions League bedeuten würde. Möglicherweise gibt’s ja noch eine Änderung, aufgrund der Aufblähung der Champions League, so dass der fünfte Platz auch noch reicht. Aber das Ziel muss ja sein, unter die ersten fünf zu kommen.

Nein! Das Ziel von Borussia Dortmund war, die Nummer zwei in Deutschland zu sein. Da sind sie im Augenblick nicht nur punktemäßig, sondern auch fußballerisch meilenweit entfernt. Diese Niederlage gegen Leipzig im eigenen Stadion war natürlich dramatisch, keine Frage. Mit der roten Karte, die für mich persönlich ja eigenartig war. Eigenartig deshalb, weil wer konnte wo oder wann sehen, ob das Spiel auf der Linie, im 16-Meter-Raum oder vor dem 16-Meter-Raum stattgefunden hat.

Ein Foulspiel von Hummels zweifelsfrei, aber die Regelauslegung fand ich ein bisschen suspekt, aber die hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass Borussia Dortmund Leidenschaft gezeigt hat. Leidenschaft, fantastische kämpferische Einstellung, gutes Defensivverhalten teilweise auch. Aber nach vorne, bis auf die letzten Minuten, in der sie wirklich eine wahnsinns Mentalität gezeigt haben, war es einfach zu wenig, um die Leipziger in Schwierigkeiten zu bringen.

Die Dortmunder haben sich in dem Moment, in dem sie sich im Augenblick befinden, gut verkauft, mit dem Publikum wieder vereint, aber sie sind natürlich weit weg von ihren eigenen Zielen und da gilt es natürlich Obacht zu geben, denn die ersten vier Mannschaften scheinen sich mehr oder weniger zu etablieren.

 

Jeden Donnerstag – wöchentlich frisch auf den Tisch!

Peter Neururer

 

Peter Neururer über Schalke 04: “Nur ganz kleiner Schritt”

 

Hurra, Hurra, Union ist wieder da! Endlich, endlich der lang ersehnte Sieg, ein verdienter Sieg übrigens, gegen Borussia Mönchengladbach. Alte Unioner Qualitäten, gespickt mit Toren. Wann hat man das das letzte Mal gesehen?

Ich glaube, 16 Pflichtspiele in Folge ohne Sieg. Endlich ist das Ding gebrochen. Der letzte Tabellenplatz ist abgegeben worden und ich glaube, dass Union Berlin mit einem Sieg, möglicherweise, in der Champions League gegen Real Madrid nochmals gestärkt, vielleicht dann auch in der Europa League bleibt. Aber Union Berlin wird die Abstiegsplätze mit Sicherheit verlassen. Das Spiel gegen Gladbach und das Ergebnis gegen Gladbach hat für mich persönlich eine Signalwirkung. Hut ab dafür und alles Gute Union Berlin.

Schalke 04, ja, wie sagt man im Ruhrgebiet? Unaufhaltsam sind die wieder auf dem Weg nach oben, sie kommen und greifen die Tabellenspitze an. Nein, davon ist Schalke 04 natürlich noch weit entfernt. Der Sieg geht in Ordnung. Ein Sieg unter kuriosen Umständen, mit der Unterbrechung, ausgelöst von diesen Vollidioten, von diesen Kriminellen, die sich daneben benommen haben. Das hat mit Fußball und der ganzen Gesellschaft überhaupt nichts zu tun.

Aber dieses Spiel, kurios gelaufen, mit einer roten Karte, die in der Spielunterbrechung letztendlich dann erst mal wieder klargestellt wurde. Der Sieg war verdient gegen Hansa Rostock, weil man das Spiel kontrollieren wollte und konnte. Aber es ist nur ein ganz kleiner Schritt. Man ist jetzt weit weg von den Abstiegsplätzen, aber noch weiter weg von den Aufstiegsplätzen, die man am Anfang der Saison einnehmen wollte.

Der richtige Weg ist eingeschlagen, gar keine Frage, aber jetzt gilt es, wirklich stabil zu werden. Am nächsten Wochenende kommt Greuther Fürth, schon eine andere Aufgabe. Aber die kann man vielleicht lösen auf Schalke, aber selbst dann ist man noch nicht wieder zurück in der Spur, die eigentlich der Verein, im Vorfeld dieser Saison, ausgegeben hat. Im Kampf um den Aufstieg sind andere Mannschaften weit, weit vorne.

 

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