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Neururer redet Tacheles zum DFB-Team: “Nagelsmann muss umdenken”

Veröffentlicht am 22. November 2023

Philipp Stottan

Von Philipp Stottan

Sportwetten-Experte

Peter NeururerBild: Peter Neururer blickt auf die erste Nagelsmann-Niederlage zurück. (© Wettfreunde)

 

Peter Neururers Kolumne zum DFM-Team

 

Gegen die Türkei musste Julian Nagelsmann DFB-Team die erste Niederlage hinnehmen, nun wartet im Nachbarduell mit Österreich der nächste Härtetest.

Das ÖFB-Team ist bereits fix für die EM 2024 in Deutschland qualifiziert und das als Gruppenzweiter. Ganz im Gegenteil zu Italien, die auf den 10. Spieltag angewiesen sind.

In “Neururer redet Tacheles” bespricht der 68-Jährige alle aktuellen Themen rund um die Nationalmannschaft und den Zielspurt der EM-Quali.

 


 

Neururer über Türkei-Match: “Hat es noch nie gegeben”

 

Liebe Wettfreunde,

keine Bundesliga, aber Länderspielpause. Die wird natürlich dann gefüllt, gefüllt mit eigenartigen Fußballspielen. Eins davon war am Samstag in Berlin.

Eigenartig deshalb, weil in einer eigenen Hauptstadt ein Länderspiel zu veranstalten, das aber ein Auswärtsspiel wird, das hat es noch nie gegeben. Das war einmalig, und ich hoffe, es bleibt doch einmalig. Denn dieses Auswärtsspiel, nicht nur rein vom sportlichen her, sondern auch von der Atmosphäre her, war nicht gerade förderlich dafür, dass wir in Kürze die Europameisterschaft im eigenen Land haben.

Es wird sich mit Sicherheit nicht bei der Europameisterschaft wiederholen. Höchstens im Endspiel, wenn die Deutschen dann im Endspiel gegen die Türkei spielen würden. Aber diese Wahrscheinlichkeit sehe ich nicht als gegeben an.

Das Spiel selber: angefangen, wirklich, wie weltmeisterliche Fußballer es eigentlich machen sollten, und dann das Spielen eingestellt und verdientermaßen das Spiel verloren. Ein Spiel, bei dem einer der Leistungsträger der Gegner ausgerechnet bei Bayern München ausgebildet wurde, aber ablösefrei zu Juventus Turin wechselte.

Da für grandiose Leistungen sorgt, man beim DFB nachfragt ob man nicht vielleicht Interesse hätte, ihn auch für die eigene Nationalmannschaft zu berücksichtigen. Eine Absage erhält, und dann macht er ein mit entscheidendes Tor gegen die deutsche Nationalmannschaft.

Enttäuschendes Ergebnis, gar keine Frage, über den Elfmeter muss man reden. Oder muss man eben nicht reden? Das kann man sehen, wie man will. Für mich war es keiner, vor allem bei der Regelauslegung, die wir im Augenblick haben. Die eigenartig ist, keine Frage, aber war es genau ein Beispiel dafür, dass es kein Handelfmeter war.

 


 

Neururer über Defensive: “Nichts geändert zur Ära Flick”

 

Aber dass Havertz überhaupt in dieser Situation ist, das war eine Sache, die Julian Nagelsmann sich mal überlegen sollte. Er hat nach dem Spiel davon gesprochen, nach dieser wirklich für alle enttäuschenden 3:2 Niederlage gegen die Türkei, dass wir viele Weltklassespieler in unseren Reihen haben. Da gebe ich ihm Recht.

Aber alle diese weltmeisterlichen Fußballer, alle diese Spieler mit Weltklasse-Format, können nicht gleichzeitig auch dem Platz stehen, weil einige auf den gleichen Positionen spielen. Von daher muss Nagelsmann natürlich ein klein wenig umdenken. Was nützt mir ein überragender offensiver Mittelfeldspieler, wenn er dann plötzlich linker Verteidiger spielt, wie jetzt Havertz.

Wir haben oder hätten eine überragend gute Bank, wenn alle Weltklasseformat-Spieler zur Verfügung stehen würden. Aber wir haben eben einige Positionen mit den Selbigen doppelt besetzt, also ganz schnell nicht mehr rumprobieren, ganz schnell zusehen, dass wir eine Ordnung ins Spiel kriegen, dass gewisse Abläufe klar sind, und dann sitzt eben ein Weltklasse-Spieler auf der Bank und kann für einen anderen Weltklasse-Spieler mal eingewechselt werden.

Diese Möglichkeit, das mehr oder weniger einzuspielen, haben wir bereits morgen Abend in Österreich. Ausgerechnet gegen unsere Freunde aus Österreich, die in den letzten Spielen fast regelmäßig gewonnen haben. Und sie stehen da, glaube ich, einer brutalen Niederlage gegenüber.

Morgen Abend sollte ein ordentliches Spiel mit einem ordentlichen Ergebnis erzielt werden, denn dieses Ergebnis nehmen wir mit in die Winterpause. Die brauchen wir dann ganz besonders im Hinblick auf die Europameisterschaft, um uns vernünftig vorzubereiten. Nach den drei Spielen, die Julian Nagelsmann jetzt mit der Nationalmannschaft hat beschreiten dürfen, muss man mal irgendwo ein Zwischenfazit ziehen.

 

Jeden Donnerstag – wöchentlich frisch auf den Tisch!

Peter Neururer


 

Man muss sagen, ja, Julian Nagelsmann geht tatsächlich nach Leistung. Dass Hummels diesmal nicht dabei war, hat mit gesundheitlichen Dingen zu tun, aber er geht nach Leistung. Das finde ich überragend und großartig. Das ist schon ein kleiner Unterschied zu der Ära Hansi Flick, in der der eine oder andere Spieler eindeutig stärker war als der Konkurrent, aber plötzlich zu Hause bleiben musste.

Julian Nagelsmann geht nach Leistung, aber macht den großen Fehler – für mich persönlich, das ist meine Einstellung, das muss nicht richtig sein, ich habe keinen Absolutheits-Anspruch – aber er meint, er muss alle seine Weltklasse-Spieler auf den Platz bringen, und das gleichzeitig. Aber das geht leider nicht, da wir nicht auf allen Positionen Weltklasse sind.

Wir könnten dieses Spiel bei den Torhütern machen, ob da ter Stegen, Neuer oder Trapp oder von mir aus Baumann spielt, spielt keine große Rolle. Das hat keinen großen Einfluss auf das Leistungsbild der Mannschaft. Aber auf anderen Positionen, im Offensivbereich haben wir die Möglichkeit des Austausches auch noch, aber im hinteren Bereich, im Deckungsbereich, im gesamten Defensiv-Verhalten hat sich seit der Ära von Hansi Flick nichts, aber auch gar nichts geändert. Das ist traurig!

Da müssen wir ganz schnell, denn wir haben Spieler mit gewissen Qualitäten, eine Änderung vornehmen. Dieses hin und her Probieren, diese Wechslerei bringt gar nichts! Die Defensive kann nur dann stark sein, wenn die Strukturen stimmen, wenn eine Linie im Spiel ist, wenn eine Säule oder mehrere Säulen im Spiel sind, die ein Spiel auch mal drehen können, tragen können oder erdulden können. Das muss jetzt her, und das muss morgen Abend anfangen.

Die EM-Qualifikation geht zu Ende. Kuriose Ergebnisse teilweise, auch einige, die man erwarten muss. Wir waren ja qualifiziert als Gastgeber, aber was ist mit den Italienern? Die spielen heute Abend noch gegen die Ukraine, das müssen sie punkten. Ansonsten, na herzlichen Glückwunsch, sind die Italiener, der amtierende Europameister, nicht mit beim Turnier. Das wäre sehr, sehr traurig.

Denn zweifelsfrei haben die Italiener Probleme, aber sie gehören zu den größten Mannschaften auf unserem Planeten, und von daher drücke ich nicht gegen die Ukrainer, aber ich drücke den Italienern, auch für die Stimmung in Deutschland, nachher bei der Europameisterschaft, beide Daumen.

Alles Gute,

Euer Peter

 

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