Neururer redet Tacheles zur Investorendeal-Absage: “Bundesliga hat darunter zu leiden”
Veröffentlicht am 27. Februar 2024
Bild: Peter Neururer sieht die Fehler beim BVB hausgemacht. (© Wettfreunde)
Peter Neururers Kolumne zu Bundesliga und 2. Liga
Bayern München gibt ein Lebenszeichen, viele andere Bundesligisten mussten aber überraschende Punktverluste hinnehmen – so auch der BVB.
Peter Neururer hält von der schwarz-gelben Kritik an den Schiedsrichtern wenig, wenn die eigene sportliche Entwicklung ausbleibt. Doch auch beim FCB übt er weiterhin Kritik.
Bei “Neururer redet Tacheles” blickt der 69-Jährige zudem erneut auf den Abbruch des Investorendeals für die DFL, und bekundet seinen Unmut über die Entscheidung – und die Kommunikation der DFL.
Peter Neururer über DFL: “Hätten besser kommunizieren müssen”
Liebe Wettfreunde,
Ein Liga Spieltag ohne Störung. Wunderbar stressfrei. Herrlich. Ja gut, ganz gings dann nicht ohne Störung. Auch in Frankfurt sind da wieder ein paar Tennisbälle geflogen.
Es ist eine Geschichte, die eigenartigerweise auf der einen oder auf der anderen Seite mit Sicherheit kritisch beäugt wird. Die Ultras sagen natürlich wir haben uns durchgesetzt, wir haben Stärke gezeigt, wir waren konsequent.
Die DFL hat mit Sicherheit einen großen Fehler gemacht. Nicht, dass sie es aufgegeben haben, auf eine Art und Weise, die schwer nachvollziehbar ist, gibt es vielleicht Gründe für. Aber ich persönlich meine, sie haben zu schnell aufgegeben, weil sie im Vorfeld Fehler gemacht haben.
Man hätte kommunizieren müssen, denn das, was da an Investoren heran geholt werden sollte, ist für die gesamte Liga, oder für die gesamten Ligen im Profibereich im deutschen Fußball, mit Sicherheit hilfreich.
Digitalisierung und so weiter und so weiter. Dinge, die notwendig sind, wurden angeschoben oder sollten angeschoben werden. Das traf nicht auf Gegenliebe. Und die Fans, die sogenannten Fans, die sich da an den Protesten beteiligt haben – es war übrigens eine Minderheit, aber immerhin haben sich durchgesetzt oder haben ihre Ziele erreicht. Die Bundesliga allerdings damit einige Ziele nicht.
Es ging nicht darum, dass irgendwelche Investoren möglicherweise einen Einfluss nehmen, auf Anstoßzeiten, auf das Spiel, Austragung und Modalitäten. Austragung vergleichbar mit dem spanischen Fußball, der spanische Supercup in Bahrain oder Saudi-Arabien ausgetragen wird. Nein, das waren alles keine Dinge, die da besprochen wurden. Aber die DFL hätte sich da ganz klar dazu bekennen müssen.
Bzw. ganz klar die Sache nach außen kommunizieren müssen. Wir leben in einer Demokratie, glücklicherweise ja. Das Bundesliga-Geschehen, also die erste und zweite Bundesliga, haben mit Sicherheit darunter zu leiden. Mal gucken, ob wir andere Lösungen finden. Aber dann bitte, liebe DFL, kommuniziert das öffentlich und vor allen Dingen so, dass es jeder versteht.
Neururer über Tuchel: “Will nicht Lame-Duck-Trainer sagen, aber..”
Das Wochenende ist mal wieder geschehen. Der FC Bayern München gewinnt mit einem Lame-Duck-Trainer, will ich nicht unbedingt sagen, aber gewinnt mit Thomas Tuchel 2:1 gegen Leipzig. Die Diskussionen nehmen natürlich kein Ende. Tuchel geht am Saisonende, das ist eine klare Absprache. Dann wird darüber diskutiert, ob er hätte auch sofort gehen können. Fragezeichen ja oder nein?
Was ist besser für Bayern? Ich persönlich habe da noch meine eigene Meinung zu. Ich meine ein Trainer, der am Ende der Saison mehr oder weniger dazu gedrängt wird zu gehen, ist halt eine andere Geschichte, als wenn zum Beispiel jetzt irgendein Trainer, der noch erfolgreich oder wie auch immer bei einem Verein arbeitet und sagt, ich gehe selber, weil ich was anderes vorhabe, ein anderes Projekt in Angriff nehmen will, dann ist es okay.
Aber Thomas Tuchel ist ja mehr oder weniger genötigt worden zu dieser Entscheidung. Er will natürlich erfolgreich sein bis zum Ende der Saison, aber das ist abhängig davon, wie die nächsten Spiele laufen. Sollte man, was ich nicht hoffe und glaube, gegen Lazio Rom ausscheiden, dann macht es keinen Sinn mehr für Thomas Tuchel, weiter bei Bayern München zu arbeiten. Denn dann ist A) die Meisterschaft sowieso und B) überhaupt kein Ziel mehr zu erreichen.
Und das hat es bei Bayern München schon lange, lange nicht mehr gegeben. Und vor allem man darf nicht vergessen, wenn er bis zum Ende durcharbeitet und wie er selber sagt, keine Rücksicht mehr nimmt auf irgendwas, dann nimmt auch keine Rücksicht auf irgendwelche wirtschaftlichen Verbindungen, die im Augenblick bestehen. Bayern München im Umbruch muss irgendwelche Spieler abgeben.
Ja, wenn sie aber jetzt unter Tuchel, weil er keine Rücksicht mehr nimmt, nicht mehr spielen, verlieren sie logischerweise auch ihren Marktwert. Da gibt es eine ganze Menge Dinge, die man besprechen sollte. Das können aber nicht wir machen bei allen Interesse, sondern das müssen die Verantwortlichen von Bayern München machen, die übrigens Verstärkung bekommen. Mit Ebert kommt ein neuer Sportvorstand und von daher ist die Fluktuation nicht nur auf dem Platz, nicht auf der Trainerbank, sondern eben auch auf Führungsebene festzustellen.
Neururer über BVB: “Sportliche Entwicklung hält sich in Grenzen”
Ja, liebe Wettfreunde. “Große Krise” im ehemaligen Zentrum des Weltfußballs. Im Ruhrgebiet dominiert im Augenblick natürlich tabellarisch Borussia Dortmund vor dem VfL Bochum. Aber auch Schalke, in der 2. Liga, lässt immer wieder aufhorchen, in anderen Bereichen.
Bei Borussia Dortmund war es so, in den letzten Spielen wurde viel diskutiert darüber, dass Schiedsrichterentscheidungen mehr als unglücklich waren. Sowohl jetzt im Spiel gegen Hoffenheim, als auch vor allem beim Spiel ‘Grätsche von Hummels gegen PSV Eindhoven’.
Eine Entscheidung, die natürlich komplett anders hätte fallen können, also zugunsten von Borussia Dortmund. Das ist nicht geschehen. Aber die sportliche Entwicklung – noch ist Borussia Dortmund ja Vierter, noch waren sie bis zum gestrigen Tage ungeschlagen im neuen Kalenderjahr – hält sich in Grenzen.
Und es ist eindeutig so, das hat mit der Qualität der Mannschaft und nicht mit den einzelnen Entscheidungen zu tun, die einige Dinge aber natürlich noch mal unterstreichen.
Jeden Donnerstag – wöchentlich frisch auf den Tisch!
Auf Schalke ist es anders, ganz anders. Und die Sorgen sind auch andere. Die finanziellen Sorgen sind ja bekannt. Die sportlichen Dinge allerdings eskalieren auch mittlerweile. Das Gesicht der Mannschaft, egal wie es aussieht, ist aber relativ erfolgreich im eigenen Stadion, klar unterstützt von mehr als 60.000 Zuschauern. Bei jedem Heimspiel holt man den einen oder anderen Punkt.
Aber die Punkte an sich sind zu wenig geholt worden – und da darf man natürlich nicht den Deckmantel des Schweigens drüberlegen. Im Augenblick ist Dramaturgie angesagt. Schalke 04 steht kurz vorm Abgrund und das darf nicht sein. Jetzt kommt am Wochenende St. Pauli, der souveräne Tabellenführer der zweiten Liga, dort gewinnt man möglicherweise nicht ganz so hoch.
Und wenn das Spiel dann in die Hose gehen sollte, ja, dann wird es ganz, ganz brutal eng. Denn die Mannschaften unten können ja irgendwann auch mal anfangen zu punkten. Braunschweig hat ja gezeigt, wie es geht und dann würde Schalke 04 in eine unglaubliche Schieflage geraten. Sind im Augenblick schon so weit, allerdings es kippt noch nicht und ich hoffe, dass die ganze Sache sich auch noch regeln wird.
Es wird verdammt schwer, keine Frage. Aber wir bleiben sportlich und gucken uns die ganze Geschichte an, bis dann euer Peter Neururer.