Neururer redet Tacheles: “Werder könnte in brisante Sorgen geraten”
Veröffentlicht am 10. Januar 2024
Bild: Peter Neururer sieht düstere Wolken auf Bremen zukommen. (© Wettfreunde)
Peter Neururers Kolumne zum Bundesliga-Restart
An diesem Freitag eröffnen die Bayern zu Hause gegen Hoffenheim den 17. Spieltag und damit eigentlich den letzten Spieltag der Hinrunde, auch wenn dieser erst nach der Winterpause stattfindet.
Ein paar Dinge sehen wir bei vielen Vereine in dieser Zeit: Der Wunsch nach geeigneten Verstärkungen im Kader, Einarbeitung neuer Trainer und die Leistungsfeststellung in den letzten Testspielen.
Bei “Neururer redet Tacheles” berichtet der 68-Jährige von seinen Erfahrungen aus den bisherigen Tests und den Transfergerüchten rund um Bayern, PSG, Leipzig und Tottenham.
Peter Neururer über Bochum vs Bremen: “Heiße Kiste”
Liebe Wettfreunde,
die entscheidende und wichtigste Phase der Vorbereitung zur Rückrunde bei unseren Erstligisten, ist eingeläutet. Am Wochenende wurde gespielt, ob in Marbella, in Belek, in Antalya oder eben auch in Braunschweig oder Bochum. Dabei sind einige Warnzeichen ausgesandt worden.
Werder Bremen verliert. Gut, man soll nicht alles hochspielen, ist schließlich nur ein Test. Aber irgendwo will man auch Testspiele, eine Woche vor Beginn der Meisterschaft, vernünftig bestreiten und auch mit einem vernünftigen Ergebnis.
Und Werder Bremen verliert bei Eintracht Braunschweig mit 3:1. Der Trainer ruft berechtigterweise, ob erhört weiß ich nicht, nach neuen Spielern – ruft auf jeden Fall nach Ergänzung.
Diskussionen um Raphael Borre sind da, der unbedingt weg möchte. Die Bremer halten sich immer noch bedeckt, berechtigterweise. Die Ablöse scheint nicht zu stimmen, nicht greifbar zu sein. Man darf dabei nicht vergessen, dass sie in brisante Sorgen reingeraten könnten. Im Falle, wenn sie sich nicht verstärken.
Der VfL Bochum hingegen hat zwei Spiele gemacht, gegen einen Zweitligisten aus Holland am Samstag, gegen Groningen, und am Sonntag gegen Vitesse Arnheim, eine Mannschaft der 1. Liga. Und hat in beiden Spielen überzeugt. Beide Spiele gewonnen, insgesamt mit vier zu eins Toren.
Das spricht für die Stabilität in der Abwehr und von daher kann es natürlich eine heiße Kiste werden, denn Werder Bremen muss zum VfL Bochum, am letzten Spieltag dieser Hinrunde.
Neururer über BVB: “Interessantes Modell, was sie vorstellen”
Die anderen Mannschaften wie gehabt. Bayern München spielt 1:1, vollkommen normal. Damit können alle leben.
Borussia Dortmund hat ein ordentliches Spiel gemacht in der zweiten Halbzeit, liegen 2:0 zurück gegen Alkmaar, aber haben dann das Ding noch gedreht, auf 2:2. Überragender, entscheidender Mann dabei war Marco Reus. Eigenartig bei Borussia Dortmund vielleicht die Darstellungsweise der beiden Neuzugänge, die im Traineramt sind.
Nuri Sahin und Sven Bender sind als Co-Trainer gekommen und diejenigen, die nach außen hin das Training gestalten, nach innen wahrscheinlich auch – die sehr, sehr lautstark waren, die auf sich aufmerksam gemacht haben. Terzic läuft rum, kontrolliert und beobachtet alles wie ein Feldherr. Möglicherweise ein neues, interessantes Modell in der Bundesliga, was die Dortmunder da vorstellen.
Immer wieder diese Diskussionen beim FC Bayern München. Die Holding Six muss geholt werden, ein rechter Außenverteidiger muss geholt werden, der möglicherweise auch in der Innenverteidigung spielt.
Und jetzt kümmert man sich um einen Mann, der im Augenblick bei Paris St. Germain nicht unbedingt der absolute Leistungsträger ist, der aber aus der Bundesliga bekannt ist. Nordi Mukiele, der in Leipzig schon großartigen Fußball gespielt hat. Ja, das wäre ein vielseitiger Spieler.
Ich weiß nicht, was mit Eric Dier laufen soll. Ein Spieler von Tottenham Hotspurs, der im Prinzip zwischen rechter Seite, auf der Sechs und Innenverteidiger eigentlich alles spielen kann. Aber die Diskussionen sind eigenartig, denn auch er ist bei Tottenham Hotspurs kein Stammspieler.
Tuchel bemängelt natürlich den zeitlichen Ablauf. Vollkommen klar, dass ein Trainer, der nach diesen Verstärkungen schon länger ruft, diese Verstärkungen auch so früh wie möglich im Training haben muss. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Saison ja am kommenden Wochenende bereits fortgesetzt wird.
Von daher verstehe ich den Fingerzeig von Thomas Tuchel, wenn die Bayern was machen, müssen sie schnell was machen, es muss aber passenden. Denn Strukturen zu verändern, beim FC Bayern München im Augenblick, halte ich für äußerst problematisch. Da müssen schon Spieler kommen, von denen jeder Einzelne auch weiß, dass er der Mannschaft weiterhilft.
Peter Neururer über Werner-Wechsel: “Letzte Chance für ihn”
Ein anderer spektakulärer Wechsel auf jeden Fall: Ein deutscher Nationalspieler geht von RB Leipzig zu den Tottenham Hotspurs. Wir kennen Harry Kane, der die Spurs verlassen hat, weil er da keinen Titel holte.
Jetzt geht ein deutscher Nationalspieler, Timo Werner, nach Tottenham, um Spielpraxis zu bekommen. Spielpraxis deshalb, denn er hat die Europameisterschaft noch nicht aus den Augen verloren. Und wie Rose am Wochenende noch sagte, er könne ihm keine Spielpraxis geben,. Kann ihm nicht die Spiele geben, die Werner benötigt, um unbedingt und auf jeden Fall bei der EM im eigenen Land mit dabei zu sein. Das ist ein großes Ziel von ihm.
Der eine Superstar wechselt – gut, Timo Werner ist nicht unbedingt ein Superstar, aber er ist jemand mit großen Fähigkeiten. Werner kennt sich in der Premier League aus, spielte bei Chelsea, war da eigentlich relativ erfolgreich, aber nicht anerkannt, eigenartigerweise. Aber er kennt sich da aus. Er weiß, was auf ihn zukommt. Und das ist für ihn eigentlich die letzte Chance.
Die letzte Chance, um auf den Zug Europameister, hier bei uns in Deutschland aufspringen zu können. Von daher wirklich alles Gute und viel Glück! Danach muss er sich allerdings überlegen, ob es mit dem Fußball auf dieser höchsten Ebene, wenn es nicht klappen sollte bei Tottenham, trotzdem so bei ihm weitergeht.
Neururer über HSV: “Hut ab, großartig”
In der 2. Liga ist natürlich eine ganz, ganz interessante Geschichte unterwegs. Schalke 04 empfängt beim ersten Spiel der Rückrunde den Hamburger SV. Den Hamburger SV, den ich gesehen habe, genauso wie ich Schalke gesehen habe.
Der HSV spielte gegen PSV Eindhoven, immerhin eine Mannschaft, die in der Champions League für Furore gesorgt hat. Die in der Meisterschaft sechzehn Spiele gemacht und sechzehn Spiele gewonnen hat. Also Unglaublich. Und der HSV hat sich toll präsentiert, ein wirklich gutes Spiel abgeliefert, beim 2:2. Das Ergebnis spielt eigentlich keine Rolle, aber die Art und Weise, wie sie gespielt haben: Hut ab, großartig.
Schalke 04 dagegen, wobei das kein Widerspruch sein soll, hat sich im Augenblick immer noch nicht verstärken können. Marc Wilmots, als Sportdirektor gekommen, muss natürlich zusehen, dass diese Mannschaft, um ganz sicher zu gehen, noch den ein oder anderen Neuzugang präsentieren zu können, um die Liga zu halten. Nicht um aufzusteigen, aber um sicher die Liga zu halten. Denn alle anderen dort unten haben kräftig was getan.
Schalke hat gut gespielt, gegen Wolfsburg 3:2 verloren, aber eine gute Struktur im Spiel gehabt, nicht viele Chancen zugelassen und sich für einen Zweitligisten sehr teuer verkaufen können. Von daher erwarte ich im Augenblick beide Mannschaften in körperlich guter Verfassung. Schalke am Samstag mit dem letzten Test gegen KAS Eupen, einem belgischen Erstligisten.
Auf Schalke läuft vieles im Augenblick Richtung Belgien. Da wird man sehen, ob sie imstande sind, im ersten Heimspiel des neuen Jahres gegen den HSV zu bestehen.
Euer Peter Neururer
Jeden Donnerstag – wöchentlich frisch auf den Tisch!