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Josuha Guilavogui exklusiv: “Bundesliga die Vorkammer der Premier League”

Veröffentlicht am 29. August 2023

Philipp Stottan

Von Philipp Stottan

Sportwetten-Experte

Josuha GuilavoguiBild: Nach 9 Jahren verabschiedete sich Josuha Guilavogui endgültig beim VfL Wolfsburg. (© IMAGO / regios24)

 

Josuha Guilavogui über Franzosen in der Bundesliga, Meisterkampf & seine Zukunft

 

Von 2014 bis 2023 war Josuha Guilavogui in der Bundesliga, genauer gesagt beim VfL Wolfsburg, aktiv.

Mittlerweile ist der 32-Jährige vereinslos, nachdem er im letzten Jahr an Bordeaux verliehen war. Wettfreunde hat ihn zum Interview getroffen.

Exklusiv blickt Guilavogui auf seine Zeit bei Wolfsburg zurück, analysiert den Trend von Franzosen in der Bundesliga, ob die Liga auch wieder einen anderen Meister sehen wird und wohin es ihn als nächstes zieht.

 

 
Wettfreunde: Monsieur Guilavogui, nach neun Jahren beim VfL Wolfsburg sind Sie nun vereinslos. Wie geht es mit Ihnen weiter?

Josuha Guilavogui: “Ich habe bisher noch nicht das Projekt gefunden, wo ich Gänsehaut hätte und sofort unterschrieben würde.

Zwar habe ich in den vergangenen Wochen etliche Anfragen erhalten, aus Italien, Spanien, Australien und Saudi-Arabien, aber ich war bei keinem Verein total überzeugt. Ich bin offen, aber es muss auch für meine Familie passen.”

 
In Ihren neun Jahren bei den Wölfen, stand am Ende der Saison jedes Mal Bayern München als Meister fest. Ist diese Tatsache ein Problem für die Glaubwürdigkeit der Bundesliga, auch im Ausland?

Guilavogui: “Ich würde es nicht so negativ sehen. Schauen Sie die anderen Länder an: In der Premier League heißt der Meister fast immer Manchester City, in Frankreich haben wir Paris Saint Germain und in Spanien entweder Real Madrid oder der FC Barcelona.

Letzte Saison war es im Bundesliga-Meisterrennen richtig spannend, genauso wie in England, und die Meisten haben ja gehofft, dass es sowohl Borussia Dortmund als auch Arsenal bis zum Schluss durchziehen. Der FC Bayern ist die Lokomotive des deutschen Fußballs.

Aber es gibt auch immer wieder Jahre wo man eine große Überraschung haben können, wie Atlético in Spanien oder Lille in Frankreich. Einzig in Italien geht es enger zu, die Liga ist homogener mit drei bis vier Teams, die Meister werden können.”

 

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Franzosen in der Bundesliga? “Mit Ribery zur Mode beigetragen”

 
Ist die Bundesliga in den vergangenen Jahren Ihrer Meinung nach schlechter oder besser geworden?

Guilavogui: “Sie hat sich wahnsinnig verändert. Sie hat sich weiterentwickelt. Der Akzent aufs Pressing wurde noch mehr gesetzt, es wird immer intensiver und die Spieler werden immer fitter.

Letzte Saison hatte der VfB Stuttgart den jüngste Kader Europas. Allein die Statistiken von Mainz 05 am letzten Spieltag in Dortmund waren verblüffend: Sie sind knapp 130 Kilometer gelaufen, das ist der pure Wahnsinn.

Die Bundesliga ist auch für viele Spieler zur Zwischenetappe geworden, zwischen Heimat und der ganz große Sprung in die Premier League. Die Bundesliga ist eine Art Vorkammer der englischen Liga.”

 
Vor neun Jahren standen nicht einmal zehn Franzosen in der Bundesliga unter Vertrag. Mittlerweile ist es locker das Vierfache [41 in der vergangenen Saison, Anm.] Haben Sie den Eindruck, dass Sie auch persönlich zu diesem starken Trend gesorgt haben?

Guilavogui: “Ohne überheblich klingeln zu wollen, glaube ich schon, dass ich zusammen mit Franck Ribéry, Anthony Modeste und Jonathan Schmid zu dieser Mode beigetragen habe.

Heute sind es fast drei bis vier Franzosen in jeder Bundesliga-Mannschaft. Ribéry war in München der Kaiser, ich habe ca. 250 Pflichtspiele wettbewerbsübergreifend bestritten, Modeste hat wahnsinnig viele Treffer erzielt und wurde beim FC zum Helden, und Schmid war viele Jahre beim SC Freiburg eine feste Größe.

Zusammen haben wir für ein gutes Image Frankreichs gesorgt. Auch die Ausbildung in Frankreich muss man erwähnen: Als ich 2014 zum VfL kam, war ich 1,90m groß und wog 85 Kilos, dabei lief ich 33 km/h. Mein Mitspieler in Wolfsburg Maxence Lacroix mit 20 Jahren, ist 1,90m groß, er wiegt 95 Kilos und er läuft 35 km/h.”


“Deutscher Fußball wird bald wieder auferstehen.”

Josuha Guilavogui über Krise im deutschen Fußball.


 
Kann man diese französische Mode in der Bundesliga dadurch erklären, dass Frankreich auch von der Krise des deutschen Nachwuchs irgendwie profitiert?

Guilavogui: “Absolut. In einem Interview hat mal Bastian Schweinsteiger eine richtige Anmerkung gemacht: Als Pep Guardiola 2013 zum FC Bayern kam, hat er die DNA des deutschen Spielers verändert.

Früher war der deutsche Fußball dafür bekannt, läuferisch sehr stark zu sein und nie nachzulassen. Heute spricht man als Priorität aus, einen schönen Fußball spielen zu wollen. Insofern haben die Top-Teams in der Bundesliga 60-70% Ballbesitz, aber gegen tiefstehende Mannschaften haben sie nicht die nötigen Spieler, die für die zündenden Ideen sorgen.

Wo bleiben die Mittelstürmer in Deutschland zum Beispiel? Deutschland wollte wie Spanien spielen, aber ich denke, dass jede Nation seinen eigenen Stil hat und dabei bleiben sollte.

Nichtsdestotrotz wird der deutsche Fußball bald wieder auferstehen und konkurrenzfähiger sein, weil diese Sportart einfach wahnsinnig wichtig ist und bleibt.”

 
Was werden Sie aus Deutschland vermissen?

Josuha Guilavogui: “Ehrlich gesagt ganz viele Sachen. Wenn Sie wüssten, wie oft ich angesprochen werde und gefragt ob ich meine Karriere beendet habe, weil für viele Leute es unvorstellbar ist, dass ich ein anderes Trikot trage als dies des VfL Wolfsburg.

Besonders meinen Alltag in Niedersachsen werde ich am meisten vermissen. Ich habe soviel erlebt, meine Familie hat sich auch wohlgefühlt. Allein dass man auf der Autobahn schnell fahren darf werde ich stark vermissen [lacht].”

 
Durch Ihre enge Verbindung zum VfL scheint eine Fortsetzung Ihrer Laufbahn bei einem anderen Bundesligisten kaum vorstellbar.

Guilavogui: “Das ist definitiv der Fall, es wäre eine große Überraschung. Aber wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass Cristiano Ronaldo nach Saudi-Arabien wechselt, dass Neymar auch dort hingeht?

Insofern sollte man im Fußball nie irgendetwas ausschließen, aber ich tue mich schwer zu glauben, dass ich demnächst bei einem anderen deutschen Verein anheuern werde.”

Das Interview wurde geführt von Alexis Menuge.

 

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