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Interview mit LFC-Legende John Barnes: “Der Arbeiter wurde vergessen!”

Veröffentlicht am 22. Mai 2021

Steffen Peters

Von Steffen Peters

Sportwetten-Experte

John Barnes Liverpool
Bild: Liverpool-Legende John Barnes (hier im Juni 2016 bei einem Show-Training in Hong Kong) nimmt selten ein Blatt vor dem Mund. (AFP PHOTO/ISAAC LAWRENCE)

 

John Barnes im Interview über Super League, Geldsummen und Schottlands Kultklubs

 
Meinungsstark wie eh und je hat sich John Barnes nach einem ereignisreichen letzten Wochenende zur Super League geäußert. Der 79-fache englische Nationalspieler gab ein spannendes Interview rund um die geplante Einführung der Super League.

Von dieser hält Barnes überhaupt nichts, trotzdem sieht er die Schuld nicht allein bei den falsch abgebogenen Vereinen. Vielmehr holt die Liverpool-Legende zum Rundumschlag gegen Fehlentwicklungen im modernen Fußball aus.

Im “Sit-Down” mit unseren britischen Freunden von BonusCode Bets liefert der heute 57-Jährige spannende Insights in Sachen Sportpolitik, zum System Super League und was Celtic und die Rangers damit zu tun haben.

Wir haben das Gespräch für Euch übersetzt:

 
Waren Sie von der Ankündigung einer Super League überrascht?

John Barnes: Die Ankündigung der europäischen Super League war für mich nicht überraschend. Es war eine reine Verhandlungstaktik der großen Klubs, um mehr Geld von der UEFA zu bekommen – so einfach ist das. Sie wollen die UEFA nicht verlassen.

 
Was ist stattdessen ihr Ziel?

Barnes: Mit dem kommenden Format der Champions League, und mehr Vereinen im Wettbewerb, wird es für die Super League 12 weniger Geld geben. Und ihrer Meinung nach verdienen sie mehr – ob wahr oder falsch.

Das geschah auch 1992 mit der Einführung der Premier League. Fünf Klubs – Everton, Liverpool, Chelsea, Arsenal und Tottenham – wollten den Ligafußball verlassen, weil sie nach mehr Geld strebten. Sie gaben den anderen 15 Klubs finanzielle Anreize, um unterstützt zu werden.

Es hat funktioniert und alle waren glücklich. Doch es war zugleich ein riesiger Schaden für zweite, dritte und vierte Liga.


“Das gleiche geschah 1992 mit der Einführung der Premier League.”


Welche Rolle spielt der normale Fußballfan überhaupt noch?

Barnes: Der Arbeiter wurde vergessen, seitdem die Premier League begann. Er wurde ins Abseits gedrängt, kann es sich nicht mehr leisten, seine Kinder jede Woche zum Fußball mitzunehmen oder neue Trikots zu kaufen. Dies geschieht bereits seit einiger Zeit – es ist nichts Neues!

Mit all diesen Sponsoren in China und Australien benachteiligen die Premier League Klubs ihre Fans und die Industrie hierzulande. Das betrifft im Übrigen nicht nur die Big Six [United, City, Liverpool, Arsenal, Chelsea, Tottenham; d. Red.]
 
Super League Interview John Barnes Bild: Fans in London protestieren gegen die Einführung der Super League. (© IMAGO / Sportimage)
 

“Salary Caps, damit Klubs nicht mehr ihre Seele verkaufen müssen”

 
Wie kann das Problem gelöst werden, dass immer mehr Geld in den Fußball fließt, das Klubs wiederum in Schieflage bringt?

John Barnes: Schau dir den Druck an, den die Klubs haben, um Geld auszugeben. Das führt dazu, dass sie versuchen müssen, auf der Gegenseite mehr Geld einzunehmen.

Mit einem Salary Cap [Gehaltsobergrenze, d. Red.] könnte vermieden werden, dass du einem Spieler 300.000 Pfund die Woche zahlst. Liverpool hat über 150 Millionen Pfund Gehaltskosten im Jahr, Manchester City liegt vermutlich beim Doppelten.


“Niemand sollte 100 Millionen Pfund für Spieler ausgeben.”


Falls nicht so hohe Gehälter gezahlt werden, wird es eine maximale Ablösesumme geben, sodass niemand 100 Millionen Pfund für Spieler ausgeben muss. Falls der beste Spieler der Welt 30 Millionen Pfund kostet, Beraterkosten bei Transfers reguliert werden, können die Besitzer Geld machen.

Wenn also Gehälter reguliert werden und Manchester City, Chelsea und Paris Saint-Germain nicht mehr als Arsenal zahlen dürfen, können alle miteinander den Konkurrenzkampf aufnehmen. Dann brauchen Teams nicht mehr ihre Seele verkaufen.

 

MLS-Modell statt Super League? “Die Fans wollen das sehen”

 
Kann die MLS im Hinblick auf die Super League Diskussion ein gutes Beispiel sein?

John Barnes: Wenn du dir das amerikanische Modell anschaust, ist die Klubführung in finanzieller Hinsicht gut. Salary Cap, Financial Fairplay und Co. – das Spiel ist komplett geregelt. Das sollte auch im Weltfußball geschehen. Die Fans wollen das sehen.

 
Wie würde das genau funktionieren?

Barnes: Ein amerikanisches Modell mit Auf- und Abstieg, in dem Chelsea nicht mehr als Leicester für Gehälter ausgeben kann, wäre ein perfektes Szenario. Dann könnten Chelsea, Liverpool oder Manchester United nicht alle der besten Spieler verpflichten, sodass diese Klubs davon abgehalten werden, den Sport zu dominieren.

 

Super League: “Rangers und Celtic wären sofort dabei”

 
Sie waren einst Sportlicher Leiter bei Celtic Glasgow. Würde eigentlich Schottlands 51-maliger Meister der Super League beitreten?

John Barnes: Als ich damals bei Celtic war, gab es Gespräche über einen Rückzug von Rangers und Celtic aus Schottland mit einer Nordatlantik-Liga. Um diese Nordatlantik-Liga ging es deshalb, weil Premier League, Bundesliga und La Liga leider so stark waren.


“Es gab Gespräche über eine Nordatlantik-Liga.”


Es gab einige niederländische und portugiesische Teams, Celtic sowie Rangers, also aus den zweitklassigen Ligen Europas, die eine neue Liga gründen wollten, um mehr Geld einzunehmen.

Eigentlich ist das ziemlich traurig, weil der schottische Fußball ohne sie im Niemandsland wäre. Falls sie die Chance bekämen [einer profitablen internationalen Liga beizutreten, d. Red.], wären sie vermutlich weg.

 

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